Wer lässt schon gerne Anfeindungen oder Beleidigungen über sich ergehen? Für die Beamtinnen und Beamten der hessischen Polizei ist dies leider keine Seltenheit. Seit vielen Jahren steigen die Angriffe auf Polizistinnen und Polizisten kontinuierlich an. Rettungskräfte und Feuerwehrleute sind ebenso betroffen. Diesen Einsatzkräften muss unser aller Solidarität gelten, denn sie sind unverzichtbar für unsere Sicherheit, Ordnung und Gesundheit.
Hautnah konnte ich dies vor drei Wochen wieder einmal verfolgen, als ich die Beamtinnen und Beamten der Polizeistation Hanau II während einer Nachtschicht begleiten durfte: Handynutzung während des Autofahrens, mehrere Beschwerden wegen Ruhestörung, ein Todesfall im häuslichen Umfeld, Vandalismus an Autos im Wohngebiet, vermuteter Baustellendiebstahl, Hinweise auf häusliche Gewalt bis hin zu einem nächtlichen Brand eines Mehrfamilienhauses, bei dem wir als Erste am Einsatzort waren. Das waren nur einige der Vorkommnisse einer einzigen Nacht. Für mich ist klar: Unsere Polizistinnen und Polizisten bewältigen, so wie auch alle anderen beteiligten Einsatzkräfte, eine äußerst anspruchsvolle Arbeit und erleben dabei immer wieder emotional belastende Situationen. Angesichts von beschränkten Möglichkeiten muss dabei immer wieder priorisiert werden, wo die Dringlichkeit am größten ist und wen man eventuell warten lassen muss.
Daher gilt es die eklatanten strukturellen Probleme der hessischen Polizei endlich zu lösen. Personalmangel und Überstundenbergen muss entgegengetreten werden. Auch ist eine selbstkritische Fehler- und Führungskultur notwendig, die beim obersten Dienstherrn beginnen muss – also beim hessischen Innenminister selbst. Denn der Generalverdacht, unter Beamtinnen und Beamte durch rechte Chatgruppen und andere Skandale innerhalb der Polizei immer wieder stehen, haben unsere Polizistinnen und Polizisten nicht verdient.