Worauf es wirklich ankommt

Kolumne

Geplant war heute wieder über Corona zu schreiben, über die ersehnte Aufhebung von Einschränkungen und über das Für und Wider von Masken in Schule und Einzelhandel. Seit Donnerstagfrüh hat sich aber nicht nur mein Koordinatensystem zu den Fragen, worauf es wirklich ankommt, verschoben. Selbstverständlich müssen wir Sars-Cov-2 weiter ernst nehmen, uns für den Herbst wappnen und gleichzeitig die Notwendigkeit jeder Einschränkung unseres Miteinanders kritisch abwägen. Gleichzeitig hat so manche Corona-Debatte der vergangenen Monate angesichts von Bomben auf Kiew gefühlt an Bedeutung verloren. Allen „Spaziergängern“ und „Querdenkern“, die das Bild verbreiten, Deutschland sei eine Diktatur und die ihre Kritik an der deutschen Corona-Politik als Vehikel nutzen, um Verschwörungsmythen, Hass und Hetze zu verbreiten, denen rufe ich zu: Schaut nach Russland. Dort gibt es einen Machthaber, über den Bundeskanzler Scholz zu Recht sagt, er wisse nicht, wie lange der russische Präsident vorhat, im Amt zu sein. Dort haben wir es mit einer Regierung zu tun, die einen Krieg in Europa führt. Und das will ich klar sagen: Für diese militärische Eskalation und die Verletzung der territorialen Integrität der Ukraine gibt es keine Rechtfertigung. Ob verletzter Stolz, Angst vor dem Westen und unserer Demokratie, nichts davon erlaubt einen Angriff auf die Menschen in der Ukraine und das Opfern von Menschenleben.

Wir leben in einem sicheren Land, das von der NATO geschützt wird. Wir leben in einem Land, wo wir jederzeit unsere Meinung sagen dürfen, aber auch ertragen müssen, wenn wir dafür kritisiert werden. Wir leben in Freiheit. All das sollten wir uns von Zeit zu Zeit in Erinnerung rufen. Hoffen wir, dass dies auch bald wieder für ganz Europa gilt. Jetzt kommt es vor allem darauf an Russland Grenzen aufzuzeigen und den Menschen in der Ukraine zu helfen.

 

Kolumne im Hanauer Anzeiger vom 26.02.2022