Regional schlachten

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Schon länger gilt „regional“ neben „bio“ als Kaufargument für Lebensmittel. Viele Menschen kaufen zurecht dort, wo sie wissen, wo ihr Fleisch oder ihre Eier herkommen. Optimaler Weise kann man sich beim Vorbeifahren oder Spazierengehen selbst ein Bild von Haltungsbedingungen der Tiere machen. Meist steht auch ein örtlicher Landwirt mit seinem Namen für die Qualität des Produkts – und eben nicht eine kaum greifbare Großfirma weit weg oder gar im Ausland. Auch ist die Ökobilanz eine ganz andere, wenn Produkte nicht hunderte Kilometer weit transportiert werden müssen. Zudem bleibt die Wertschöpfung in der Region und man unterstützt die Wirtschaft vor Ort.

Regionale Vermarktungsstrukturen benötigen jedoch auch Betriebe, die die Erzeugnisse verarbeiten. Die wenigsten kleinen und mittleren Betrieben können allerdings selbst bei sich vor Ort schlachten. Deshalb sind Schlachthöfe so wichtig. Ihre Anzahl nimmt jedoch auch bei uns in der Region ab. Zuletzt wurde der Schlachthof in Büdingen geschlossen, weil der durch staatliche Vorgaben bestehende Investitionsbedarf nicht erfüllt werden konnte. Das Etikett „regional“ wird nun ad absurdum geführt, wenn ein Tier aus dem Nachbarort 100 Kilometer oder mehr erst zur Schlachtung gefahren wird, mal ganz davon abgesehen, was das für einen Stress bei den Tieren auslöst.

Das Land Hessen ist gefragt mehr zu tun, um den Erhalt und am besten den Ausbau von Metzgereibetrieben mit hauseigener Schlachtung zu gewährleisten. Wir brauchen nicht nur einzelne Leuchtturmprojekte, sondern ein Förderprogramm in der Fläche für den Erhalt und die Schaffung überschaubarer Schlachthofstrukturen. Darüber hinaus ist umgehend eine Bürokratieprüfung zu veranlassen, die die für das „Metzgersterben“ verantwortlichen Vorgaben, sofern sie über das EU-Recht hinausgehen, kritisch hinterfragen.

 

Veröffentlicht im Hanauer Anzeiger am 18.09.2021