Für 243.000 Schüler in Hessen bleiben die Schulen auf unbestimmte Zeit geschlossen

In der von der SPD beantragten Sondersitzung des Schulausschusses des Landtags zur teilweisen Schulöffnung musste der Kultusminister heute einräumen, dass sich nach wie vor 243.000 Schülerinnen und Schüler im vollständigen Distanzunterricht befinden. „Für 30 Prozent der hessischen Schülerinnen und Schüler bleiben die Schulen auf unbestimmte Zeit geschlossen. Das ist angesichts der jüngsten Berichte über die Ängste und Sorgen vieler jungen Leute und ihrem Bedürfnis nach mehr Struktur und Austausch mit ihren Lehrkräften nicht länger hinnehmbar“, erklärte der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Christoph Degen in Wiesbaden. Dies sei insbesondere vor dem Hintergrund zu sehen, dass laut Aussagen des Kultusministers aktuell lediglich zwei Schulen landesweit pandemiebedingt geschlossen seien und nur bei 0,02 Prozent der Schülerinnen und Schüler und nur bei 0,06 Prozent der Lehrkräfte eine Covid-19-Infektion bekannt sei.

Bereits seit Herbst fordert die SPD den Unterricht im Wechselmodell. „Erst wurde uns vorgeworfen, wir wollten zu wenig Unterricht, jetzt wird uns von der Regierung vorgeworfen, wir wollten zu viel Unterricht. Dabei halten wir seit Monaten Kurs und bieten ausnahmslos allen Beteiligten ein Modell, das Planungssicherheit gibt und trotz mancher pandemischer Unwägbarkeiten sicheres und angstfreies Lernen durch den strukturierten Wechsel aus Präsenz- und Distanzunterricht ermöglicht“, so der Sozialdemokrat. Degen begrüßte, dass dies seit Montag endlich in den Jahrgangsstufen 1 bis 6 so funktioniere. Aber viele ältere Schülerinnen und Schüler seien nach wie vor von der Schule abgehängt. „Nicht alle jungen Leute haben zuhause die Rahmenbedingungen, um ungestört und konzentriert zu lernen. Nicht alle haben Eltern, die ihnen helfen können. Die Chancenungleichheit nimmt dramatisch zu und die psychische Gesundheit ab“, begründete Christoph Degen die Forderung nach einer Teilöffnung der Schulen für alle Schülerinnen und Schüler.

„Ob und wann das Wechselmodell auch an den weiterführenden Schulen ab Jahrgangsstufe 7 umgesetzt wird, dazu hüllt sich Kultusminister Lorz weiter in Schweigen. Ein großer Teil der Schülerinnen und Schüler hängt damit weiter in der Warteschleife. Daraus darf keine Endlosschleife werden. Wenn auch nicht fünf Tage die Woche, aber die Schulpflicht darf nicht länger in dieser Form ausgehöhlt werden“, so Degen.

Wenn angesichts eines diffusen Infektionsgeschehens eine Halbierung der Klassen noch immer nicht ausreiche, müssten die Gruppen ab Klasse 7 eben gedrittelt oder geviertelt werden, damit kein Schüler zurückgelassen werde. Ärgerlich sei auch, so Degen, dass keine regionalen Lockerungen dort ermöglicht werden, wo das Infektionsgeschehen besonders niedrig ist. „CDU und Grüne behindern mit ihrer schematischen Einheitslösung regionale Lockerungen. Dort, wo Spielräume gebraucht werden, gibt es keine. Und dort, wo eine gewisse Standardisierung wünschenswert wäre, um beispielsweise eine Mindestwochenstundenzahl für den Wechselunterricht an Grundschulen festzulegen oder Abweichungen von der Maskenpflicht zuzulassen, delegiert die Landesregierung die Verantwortung auf die einzelnen Schulleitungen und trägt damit empfindlich zur Störung des Schulfriedens bei“, resümiert Degen.

Regelmäßige Schnelltests von Schülerinnen und Schülern seien nach Auffassung der Sozialdemokraten notwendig und ein wirksames Mittel, um die Corona-Ausbreitung zu verhindern und bei laufenden Schulbetrieb mehr Sicherheit zu gewährleisten. „Wie Kultusminister Lorz heute im Ausschuss erklärte, will er erneut abgewartet, was die nächste Bund-Länder-Konferenz beschließt, und erst dann handeln. Diese abwartende Haltung kostet Zeit, die wir angesichts der schnellen Ausbreitung der Virus-Mutationen nicht haben. Während regelmäßige Tests an Schulen auch die offizielle Linie der Bundesgrünen ist, verhindern die hessischen Grünen diesen Schritt momentan hierzulande. Grün sprechen, schwarz regieren“, so Degen.