Neubesetzen jetzt!

Kolumne

Kontinuität und Verlässlichkeit nimmt der Hessische Kultusminister für Hanaus Schulen und unser Schulamt nicht ernst. Letzteres ist seit Jahren nur vertretungsweise besetzt, obwohl seit 2017 ein Bewerbungsverfahren lief. Dieses wurde nun so lange rausgezögert, bis man es aufgrund der langen Verfahrensdauer abbrechen konnte. Solche Methoden sind im CDU-Kultusministerium inzwischen Alltag. Ob bei Schulämtern oder Schulleitungen großer Schulen, wer nicht auf Linie ist, hat selten eine Chance. Hinter verschlossenen Türen bekommen Bewerber manchmal sogar gesagt, dass sie unerwünscht sind und es besser sein lassen sollen. Wenige Mutige leisten Widerstand und erheben Konkurrentenklagen, was zu weiteren Verzögerungen führt. Die verstrichene Zeit während der Nichtbesetzung wird dann genutzt, um Personen, die man ganz oben gerne auf solchen Leitungsstellen sehen will, die entsprechenden Laufbahnnachweise und Erfahrungen im Schnelldurchlauf zu ermöglichen. Abordnungen ans Ministerium oder ein anderes Schulamt sind da besonders hoch im Kurs. Wenn die Wunschkandidat(inn)en soweit sind, wird neu ausgeschrieben.  Juristisch mag das alles wasserdicht sein, anständig und demokratisch ist das nicht.

Für Hanauer Schulen entwickelt sie sich die Personalpolitik aus Wiesbaden mittlerweile zum Desaster. Kaum eine Schulleitungsstelle wird noch in einem angemessenen Zeitraum besetzt. Auch in unserer Nachbarschaft in Büdingen konnte man das gerade wieder erleben. Wenn jemand vorzeitig in den Ruhestand oder aus anderen Gründen plötzlich geht, kann es zu Verzögerungen kommen, keine Frage. Aber wenn ein Ministerium bewusst in Kauf nimmt, so sehr ich den Einzelnen den Karrieresprung auch gönne, dass einer Schule erst die Leiterin und dann der Stellvertreter genommen wird, ohne dass weder die eine noch die andere Nachfolge geklärt ist, dann müssen wir sagen: Jetzt reicht’s- Neubesetzen jetzt!

 

Kolumne im Hanauer Anzeiger vom 25.09.2020