Schule heute und vor 50 Jahren: Was hat sich verändert? Kaum eine andere staatliche Institution geht so wenig mit der Zeit. Schulpolitik ist in erster Linie Landesaufgabe. Wenn es ums Geld geht, ist das Land Hessen aber Meister darin Verantwortung von sich zu weisen. Modernisierung von Schulgebäuden für gleiche Lehr- und Lernbedingungen im ganzen Land? Tablets für Schülerinnen und Schüler als Ersatz für Bücher im Sinne der Lernmittelfreiheit? Dienstgeräte für Lehrkräfte, die allesamt Landesbedienstete sind? Die Antworten des Kultusministers waren die vergangenen Jahre immer die gleichen: Nicht zuständig. Fortschrittlich ist das Bündnis von CDU und Grünen auf Landesebene nicht. Modernisierungsblockierer würde besser zutreffen. Jetzt aber tut sich endlich etwas. Und sofort steht der hessische Kultusminister in der ersten Reihe und will gelobt werden. Dabei kommen alle Impulse dazu nicht von ihm, sondern vom Bund, der unstrittig als einzige staatliche Ebene nun wirklich nicht zuständig ist. Deshalb sage ich Danke, liebe Große Koalition im Bund. Danke für den Digitalpakt mit 5 Milliarden Euro für schnelles Breitband und W-Lan in den Klassenräumen. Danke für das Sofortausstattungsprogramm, um Kinder von Geringverdienern mit Tablets auszustatten. Und Danke, dass das Gleiche nun für Lehrkräfte kommen soll, damit diese digital mit ihren Schüler*innen kommunizieren und deren Daten sicher verwalten können. Selbst der jüngste Stufenplan, der allen in der Schule Sicherheit gibt, mit welchen Maßnahmen sie wann während der Pandemie rechnen können, kommt auf Druck vom Bund und wurde noch vor zwei Wochen von Hessen abgelehnt. Erst als die Kanzlerin und die SPD-Vorsitzende Esken den Kultusminister nach Berlin zitierten, hat er Verantwortung übernommen. Er sollte wohl öfters nach Berlin fahren. Allerdings frage ich mich, wozu er dann in Hessen überhaupt noch da ist.
Kolumne im Hanauer Anzeiger