Auch der Freigerichter Wald war Ziel der Sommertour des SPD-Landtagsabgeordneten Christoph Degen. Hier erkundigte er sich bei einer Besichtigung mit Revierförster Markus Betz über den Zustand des Waldes sowie über die Situation der Förster.
Seit fast 30 Jahren hegt Betz den Freigerichter Wald, sein Forstrevier umfasst dabei rund 1.300 Hektar kommunale Waldfläche. Ursprünglicher Lebensraum, naturnahe Erholungslandschaft und umfassender Ökosystemdienstleister – die Bedeutung und Nutzung der heimischen Wälder ist vielfältig, ebenso die Aufgaben, die in einer ökologisch orientierten Forstwirtschaft anfallen. So gehört die genaue Kenntnis ökologischer Abläufe, ein guter Überblick über die vielfältigen vernetzten Strukturen im Ökosystem Wald und vor allem Weitblick zu den Grundvoraussetzungen eines naturnah und umfassend nachhaltig handelnden Försters.
Den Waldbestand im Blick haben und bei der forstlichen Behandlung und Inanspruchnahme des Waldes durchdacht und planmäßig vorgehen, sind unerlässlich dafür, dass unsere heimischen Wälder ihre Wohlfahrtswirkungen, Schutzfunktionen und eine nachhaltige Nutzung des nachwachsenden Rohstoffes Holz auf Dauer ermöglichen. Das Markieren von Bäumen, die gefällt werden sollen, um als nachwachsender Rohstoff für nachhaltige Produkte zu dienen und ihr schonender Transport an die Waldwege, gehören ebenso zu Betz‘ Aufgaben, wie das Auffinden und Kennzeichnen von Biotopbäumen, die etwa Vögeln als Brut- und Nistraum dienen. Ansprüche hinsichtlich der Verkehrssicherung von Wegen nehmen durch Orkane, Stürme und andere Schadereignisse zu und erfordern ein immer größeres Zeitbudget. „Förster müssen viel im Blick haben, wenn es um die Zukunft des Waldes geht“, sagt Degen. „Die Flächen pro Förster werden dabei jedoch seit Jahren immer größer. Dabei muss er viele Aufgaben erfüllen und den Schutz der Menschen sicherstellen.“ Denn droht etwa ein Baum umzustürzen, vielleicht sogar auf eine Straße, ist auch hier der Förster gefragt. Hinzu komme noch der bürokratische Anteil. „Eine Menge Arbeit, die sich aufgrund des Stellenabbaus der vergangenen Jahre bei Hessen-Forst leider auf immer weniger Schultern verteilt“, so Degen.
Bei der Behandlung und Nutzung des Waldes setzt Betz auf einen naturnahen Waldbau, der einen gemischten Dauerwald schafft. Bei dessen gezielter Entwicklung kommt vorragig die natürliche Verjüngung des Waldes zum Tragen, die sich aus den Samen umstehender Bäume entwickelt. „Diese Variante bietet sich gerade in gut veranlagten Altbeständen an und sorgt für eine bessere Vitalität wie Stabilität des Nachwuchses. Und das bei absolut geringen Kosten“, so Betz. Diese Naturverjüngung werde zur weiteren Erhöhung der Biodiversität und zukünftigen Stabilisierung dann noch gezielt mit zukünftigen Baumarten ergänzt. Hierzu zählen etwa die Wildkirsche, die Walnuss oder die Esskastanie, die bereits im Freigerichter Wald vorkommen. Obwohl Betz sein Revier gut aufgestellt sieht, bereiten ihm die vergangenen Dürrejahre große Sorge. „Alle Bäume haben unter der Trockenheit der letzten Jahre sehr gelitten. Aber den Fichten erging es wirklich schlecht, sie sind großflächig abgestorben. Sie werden hier in Zukunft als Waldbestände bildende Baumart keine Chance mehr haben.“
Doch nicht nur die Hitze- und Dürrejahre seien ein Problem, wie Betz erzählt: „Durch jahrhundertelange Waldnutzungen, etwa von Holz als einzigem Energielieferanten oder Bauholz, die Nutzung des Waldes als Weide oder des Laubs als Einstreu in vorangegangenen Jahrhunderten sind dem Boden viele Nährstoffe geraubt worden.“ Saure Niederschläge bis in die 80er Jahre hätten ihr Übriges dazu beigetragen. Ein gesunder Wald sei jedoch nicht nur von hohem Wert für die Biodiversität und den Waldnaturschutz, sondern darüber hinaus ein einzigartiger Erholungsraum mit ursprünglichem Naturcharakter für die gesamte Bevölkerung.
„Förster sind eine nachhaltige Investition in unsere Wälder und den Naturschutz. Daher muss das Personal von Hessen-Forst langfristig aufgestockt werden, denn nur so lässt sich dem Waldsterben und den anfallenden Aufgaben begegnen“, sagt Degen. Denn gegen die Schäden der Wälder vorzugehen und gesunde Mischwälder zu verstärken sei keine Sache von ein paar Jahren, sondern muss über Jahrzehnte geplant werden. Auch personell. „Gerade im Hinblick auf die Klimaentwicklung ist die ökologisch betriebene Forstwirtschaft unverzichtbar. Daher verdienen die Revierförster und Forstmitarbeiter mehr Wertschätzung in Ausgestaltung und Finanzierung ihrer Arbeit.“