Nach der Corona-Zwangspause und den Sommerferien beginnt in Hessen am kommenden Montag wieder der Schulunterricht. Zumindest für die kommenden zwei Wochen, solange unklar ist, ob nicht doch jemand das Virus aus dem Urlaub „mitgebracht“ hat, sollte das schulische Miteinander besonders vorsichtig ablaufen. Leider aber sehen CDU und Grüne das anders. Abstandsregeln im Klassenraum wurden aufgehoben. Erneut werden die Schulen bei ihrer Planung alleine gelassen. Zwar wurde jetzt – gerade noch in letzter Minute – eine Maskenpflicht für die Gänge, Toiletten und Schulhöfe verordnet, ansonsten aber gibt es keine verbindlichen Vorgaben aus Wiesbaden. Also erfinden die rund 1800 Schulen alle ihr eigenes Konzept, als hätten sie nichts Besseres zu tun.
Der Kultusminister hatte lange Zeit, passiert ist nichts. Dabei zeigen andere Länder wieder einmal, wie es gehen kann. Erforderlich ist ein landeseinheitlicher Stufenplan, der den Schulen klare Handreichungen gibt, wie sie zu verfahren haben, wenn die Infektionszahlen lokal oder regional ansteigen oder es gar zu einer zweiten Infektionswelle kommt. In unseren Nachbarländern Bayern und Thüringen gibt es solche Stufenpläne, die es den Schulleitungen und ebenso den Eltern, Schüler*innen und Lehrkräften ermöglichen, sich auf den Fall der Fälle vorzubereiten. Dann gebe es klare Vorgaben wann wieder ein Mindestabstand gelten muss, wann gar eine Maske im Unterricht getragen werden muss oder wann im schlimmsten Fall erneute eine Schule geschlossen werden muss. Auch müssten die Schulleitungen nicht wieder innerhalb weniger Tage alles neu konzipieren.
Auch bemüht man sich in Wiesbaden leider nicht Schulen dabei zu unterschützen präventiv nochmal für eine begrenzte Zeit die Klassengrößen zu reduzieren. Zusätzliche Räume oder ein strukturierter Wechsel von Präsenz- und Fernunterricht könnten helfen das Infektionsrisiko zu reduzieren und somit erneute Schulschließungen zu Vermeiden. Planbarkeit und Verlässlichkeit, daran fehlt es in Hessen angesichts des ständigen Zickzack-Kurses des Kultusministers leider immer noch.
Kolumne im Hanauer Anzeiger vom 15. August