Zum Setzpunkt der SPD „Lehrermangel verschärft Chancenungleichheit und Überlastungen an Schulen“ (Drucksache 20/1641) hat der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Christoph Degen, heute die Landesregierung aufgefordert, den Lehrermangel nicht weiter als Lappalie abzutun, sondern nachhaltig zu handeln.
„An den hessischen Schulen fehlen Lehrkräfte – nicht nur krankheitsbedingt und auch nicht nur vorübergehend. Wir haben vor allem an Grundschulen, Förderschulen und Beruflichen Schulen einen strukturellen Lehrkräftemangel, der weiter zunehmen wird. Das ist keine Lappalie und nichts, was sich schon wieder von alleine zurechtrüttelt“, so Degen.
„Wie die Recherchen des Hessischen Rundfunks in der ARD-Themenwoche ‚Zukunft Bildung‘ kürzlich eindrucksvoll bewiesen haben, existiert unbestreitbar ein Lehrkräftemangel im Land – nicht nur an unseren Grundschulen, sondern an nahezu allen Schulen. Dieser Mangel an Lehrerinnen und Lehrern wirkt sich negativ auf die Belastungen der übrigen Lehrkräfte aus und er hebelt die Bildungsgerechtigkeit aus. Lehrermangel ist besonders gravierend an jenen Schulen, wo die Schülerschaft sehr heterogen und damit herausfordern ist. Pädagogische Laien, befristet eingestellt, werden von einer Notfall-Assistenz zur Dauerleihgabe umfunktioniert. Ohne Studierende, kaufmännische Angestellte, Betriebswirtschaftler, Erzieher und Erzieherinnen oder Geographen wäre unser Schulsystem längst zusammengebrochen. Trotz engagierter Arbeit können die Seiteneinsteiger, insbesondere an Grundschulen, keine ausgebildeten Lehrkräfte ersetzen. Ich verlange von der Landesregierung mehr Ehrlichkeit und weniger plumpe Ausreden. Die grüne Diktion von ‚bundesweiter Lehrerknappheit‘ ignoriert die Tatsache, dass andere Bundesländer ihre Quereinsteiger wesentlich besser qualifizieren und ihnen nachhaltige Perspektiven im Schuldienst ermöglichen“, kritisierte Christoph Degen.
Der SPD-Politiker betonte, dass die Herausforderungen zunähmen. Insbesondere durch den Ganztagsausbau und die Umsetzung des ab 2025 geltenden Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule werde das Land zusätzliche Ressourcen benötigen. Auch Inklusion brauche mehr Kapazitäten, die noch geschaffen werden müssen. Nicht die winterlichen Grippewellen, sondern die katastrophale Bedarfsplanung der letzten Jahrzehnte verschärfe den Lehrkräftemangel. Wer den Lehrkräftemangel nachhaltig und zukunftsfest bekämpfen wolle, müsse jetzt handeln.
Degen sagte: „Kurzfristig hilft nur ein gutes, attraktives Quereinsteigerprogramm. Es ist falsch, hier den Rotstift anzusetzen und die Zahl der Plätze zu kürzen. Der Quereinstieg muss attraktiver, der Wechsel zwischen Lehrämtern flexibler und die unterrichtenden Lehrkräfte müssen besser qualifiziert werden. Die Regierungskoalition hat immerhin nach mehrfacher Aufforderung erkannt, dass sie die Studienplatzkapazitäten ausweiten muss. Dies gilt es fortzusetzen. Außerdem kann die Koalition jederzeit den SPD-Vorschlag für ein Hessen-Stipendium aufgreifen. Beide Maßnahmen könnten dazu beitragen, die Misere langfristig zu beheben und neue Lehrkräfte zu gewinnen. Ausreden helfen nicht weiter. Wenn Eltern feststellen, dass kaum noch Unterrichtskontinuität stattfindet und der hohe Krankenstand die Überlastung der dünnen Personaldecke widerspiegelt, dann ist es höchste Zeit, endlich darauf zu reagieren“, so Christoph Degen.