Das neue Schuljahr hat begonnen, doch die Probleme sind noch die alten. Vor lang bekannten Baustellen werden weiterhin die Augen verschlossen und die Herausforderungen von morgen werden erst gar nicht angegangen. Unterrichtsausfall, Lehrkräftemangel, Überlastungsanzeigen der Beschäftigiten – die Mängelliste ist lang. Doch wieviel Unterricht fällt wirklich aus? Der Hessische Kultusminister weiß es nicht. Was noch schlimmer ist, er will es offenbar auch gar nicht wissen. Ob zum Lehrermangel, zur Zahl der ausgefallenen Unterrichtsstunden, zum Krankenstand bei den Lehrerinnen und Lehrern, zur Qualifikation der nicht ausgebildeten Vertretungslehrkräfte, die den eigentlichen Lehrermangel kaschieren sollen – das Ministerium kann oder will keine belastbaren Fakten liefern.
Darüber hinaus kommt Hessen beim Ausbau der Ganztagsschulen nicht voran und ist weit davon entfernt, an fünf Tagen in der Woche für alle Schülerinnen und Schüler ganztägige Bildung und Betreuung sicherzustellen. Ab 2025 haben Grundschüler einen gesetzlichen Anspruch auf den Besuch einer Ganztagsschule. Aber statt sich gemeinsam mit den Schulträgern darauf vorzubereiten und Anreize zu liefern, damit Hessen Ganztagsland werden kann, verweist das Ministerium auf Formalien lässt eine klare Haltung vermissen. Auch auf Unterstützung über die rund 500 Euro pro Schüler (verteilt auf fünf Jahre, der Löwenanteil kommt vom Bund) bei der Digitalisierung der hessischen Schulen wartet man auch vergebens. Dabei haben andere Länder längst gezeigt, wie es geht. Doch in Hessen müssen die Schulen eben selbst Konzepte liefern. Dieses Verhalten nach dem Motto „Sollen doch die Kommunen und Schulen zusehen, wie sie klarkommen“ ist unverantwortlich.
Auch mit der zeitgemäßen Ausbildung von Lehrkräften bringt Schwarz-Grün außer der Verkündung von Absichtserklärungen nichts hervor. Die SPD hingegen hat einen eigenen Gesetzentwurf für eine moderne Lehrerausbildung vorgelegt.