Mit Enttäuschung reagierte der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Christoph Degen, auf den Sachstandsbericht der Landesregierung zum dürftigen Ausbau der ganztägig arbeitenden Schulen in Hessen. Wie aus der Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage der SPD (Drucksache 20/39) zur aktuellen Situation der Ganztagsbeschulung in Hessen hervorgeht, beträgt die Zahl der allgemeinbildenden Schulen, die bislang weder in dem sogenannten Pakt für den Nachmittag noch in einem anderen Ganztagsprofil arbeiten, im aktuellen Schuljahr 2018/2019 noch insgesamt 517.
Daran zeige sich, dass das Vorzeigeprojekt von CDU und Grünen, der „Pakt für den Nachmittag“, in der ganzen vergangenen Wahlperiode lediglich bewirkt habe, dass nur 69 der fast 1200 hessischen Grundschulen sich in das Ganztagsprogramm des Landes begeben hätten. Vor dem Hintergrund des von der Bundesregierung angestrebten Rechtsanspruchs auf ganztägige Bildung und Betreuung im Grundschulalter sei keine Zeit mehr beim Ausbau zu verlieren.
Besonders erschreckend sei, dass für den „Pakt für den Nachmittag“ Gebühren von aktuell zwischen 35 Euro und 170 Euro monatlich entfielen. Für Eltern, ganz besonders mit mehreren Kindern, seien solche Summen keine Kleinigkeit, zumal die Kosten für das Mittagessen noch hinzukämen. Besorgniserregend sei zudem, dass selbst in der Zeit bis 14:30 Uhr, die angeblich durch Landesgelder abgedeckt sein soll, zum Teil Elterngebühren erhoben werden. „Jede Schule, an der eine Gebühr für den Pakt für den Nachmittag bis 14:30 Uhr erhoben wird, widerspricht dem Prinzip der Chancengleichheit. Gute, ganztägige und gebührenfreie Bildung, wie sie auch unsere Verfassung vorsieht, darf nicht zu Lasten von Eltern gehen, sondern muss vom Land ausreichend finanziert werden“, forderte Christoph Degen.
Degen weiter: „Der Pakt ist ein unglaublicher Flickenteppich. Bei der Betreuung in Grundschulen gibt es neben unterschiedlichen Gebühren, verschiedenste Betreuungszeiten und uneinheitliche Personalstandards. Wir brauchen dringend mehr gemeinsame Standards, wenn uns Qualität und Quantität wichtig sind.“
Degen betonte, dass insbesondere bei echten Ganztagsschulen massiver Nachholbedarf in Hessen bestehe. In den fünf Jahren schwarz-grüner Bildungs- und Betreuungspolitik sei die Zahl der rhythmisierten echten Ganztagsgrundschulen in ganz Hessen gerade mal auf Zwölf gestiegen. Unter den 107 echten Ganztagsschulen seien vor allem Förderschulen mit einer Anzahl von 63 Schulen, aber nur ein Gymnasium. Statt sich ständig für ein paar mehr Betreuungsangebote lautstark zu rühmen, müsse die Landesregierung endlich anfangen, sich damit zu beschäftigen, warum sich nicht noch mehr Schulen auf den Weg machten. „Unsere Schulen und auch die Schulträger brauchen mehr Unterstützung, sowohl beim Gebäudeausbau, als auch bei der Leitung und Verwaltung von ganztägig arbeitenden Schulen“, so Degen.