Das Märchen vom planmäßigen Unterricht

Nach einer aktuellen Forsa-Umfrage halten 79 Prozent der Bürgerinnen und Bürger den Lehrermangel und Unterrichtsausfall für die größten Probleme in Hessen. Statt Stellenrekorde zu vermelden, sollte der Kultusminister lieber seine Weigerung aufgeben, Daten zum Unterrichtsausfall zu erheben.

Kolumne

Was lernen Schülerinnen und Schüler an einem Tag, an dem die ersten zwei Schulstunden ausfallen, die dritte und vierte Sport unterrichtet wird, danach zwei Schulstunden nur eine Beaufsichtigung gegeben ist und der Nachmittagsunterricht dann wieder ausfällt? Seit Monaten höre ich von Eltern solche und ähnliche Szenarien der Schultage ihrer Kinder. Unterrichtsausfall ist dabei nicht die Ausnahme, sondern die Regel.

Fehlende Grund- und Förderlehrkräfte, zu wenige Qualifizierungen, kein vernünftiges Gesundheitsmanagement, da Daten zu Krankheitstagen nicht erhoben werden, und ein enormer Sanierungsstau an Schulgebäuden zeigen die Realität an hessischen Schulen. Mogelpackungen und vorgeschobene Ahnungslosigkeit der schwarz-grünen Landesregierung können nicht überdecken, wie katastrophal die Situation an Hessens Schulen inzwischen ist. Doch die Landesregierung behauptet weiterhin, es gäbe keinen Unterrichtsausfall. Wer soll dieses Märchen eigentlich noch glauben?

Nach einer aktuellen Forsa-Umfrage halten 79 Prozent der Bürgerinnen und Bürger den Lehrermangel und Unterrichtsausfall für die größten Probleme in Hessen. Statt Stellenrekorde zu vermelden, sollte der Kultusminister lieber seine Weigerung aufgeben, Daten zum Unterrichtsausfall zu erheben. Doch die Landesregierung will von all den Zahlen lieber nichts wissen, ganz nach dem Motto „was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“. Das ist ein naives und verantwortungsloses Verhalten.

Schwarz-Grün hat auf ganzer Linie versagt, das hessische Schulsystem voranzubringen und zukunftsfest zu machen. Es ist Zeit endlich umzusteuern. Die SPD fordert daher mehr in die Lehreraus- und Fortbildung zu investieren. Hessen muss zudem, wie viele andere Bundesländer auch, einen Bildungsbericht vorlegen und endlich das Kooperationsverbot im Bund aufheben, um die Schulmodernisierung voranzubringen. Der Zick-Zack-Kurs von Stellenkürzungen zu Beginn der Legislaturperiode und der planlose Einsatz von zusätzlichen sozialpädagogischen Hilfskräften, die jetzt an den Grundschulen auffangen sollen, was in den letzten Jahren versäumt wurde, muss endlich ein Ende haben. Unsere Schülerinnen und Schüler verdienen einen Unterricht, der seinen Namen auch verdient.