„Die SPD“ – wer ist das eigentlich?

All diejenigen, die heute „die SPD“ schlecht zu reden versuchen, frage ich: Wer ist eigentlich „die SPD“?

Oft höre und lese ich dieser Tage, dass das Vertrauen in „die SPD“ schwinde. Ich gebe zu, in den 19 Jahren meiner Mitgliedschaft habe ich so wenig Feinfühligkeit der Parteiführung für die Stimmungslage noch nicht erlebt. Der Gipfel dabei war, dass der frühere Kanzlerkandidat Martin Schulz tatsächlich trachtete nach dem Außenministerium zu greifen. Ich und viele andere haben davor gewarnt. Er hat es trotzdem versucht, um dann doch einen Rückzieher zu machen. Warum nicht gleich so? Kann es sein, dass ein so erfahrener Politiker wie Martin Schulz nicht verstanden hat, dass Glaubwürdigkeit das wichtigste Kapital ist, das eine Partei haben kann? Ich bin mir sicher, die große Mehrheit der SPD weiß das sehr wohl.

So viel zur Vergangenheit. Die SPD stellt sich neu auf. Wir sind bereit Verantwortung zu übernehmen, nicht der Posten willen, sondern weil wir für magere 20,5 Prozent ziemlich viel in den Verhandlungen mit CDU und CSU rausholen konnten. Und wir haben uns wahrlich nicht darum gerissen. Aber Opposition ist derzeit aus, es wird keine Regierung geben ohne uns. Selbst wenn die Kanzlerin sich in eine Minderheitenregierung zwängen ließe, sie würde selbst sobald wie möglich Neuwahlen einleiten.

All diejenigen, die heute „die SPD“ schlecht zu reden versuchen, frage ich: Wer ist eigentlich „die SPD“? Ist das die oder der Bundesvorsitzende alleine? Oder ein Präsidium aus einer Handvoll Leuten? Lassen Sie sich so schnell Ihr Vertrauen in uns erschüttern, weil Einzelne Mist bauen? Die SPD ist viel mehr! Sie besteht aus einem Grundsatzprogramm, für das sich die wenigsten Zeit zum Lesen nehmen, sie ist eine Wertegemeinschaft, die sich auf die Grundwerte Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität stützt. Wir sind die Partei, die sich seit 1863 um Frieden und sozialen Ausgleich, für gute Bildung und wirtschaftliche Stärke einsetzt. Wir sind die einzige Partei, die gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt hat. Die SPD, das sind heute rund 463.000 Menschen, darunter Tausende, die in verschiedensten Funktionen ihre Zeit hauptamtlich aber vor allem ehrenamtlich für das Gemeinwohl aufbringen und sich vor Ort für die Belange vieler Mitbürgerinnen und Mitbürger einsetzen.

„Die SPD“, das sind nicht nur Schulz, Nahles und Kühnert. Die SPD besteht aus vielen verschiedenen Menschen, die sich auf den unterschiedlichsten Ebenen einsetzen, oft nach Feierabend und an den Wochenenden. Allein bei uns im Main-Kinzig-Kreis haben wir über 350 ehrenamtliche Mandatsträger. Das sind Menschen, die sich dort oft still und leise für den Ausbau von Kindertagesbetreuung, für wohnortnahe pflegerische Betreuung oder die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum einsetzen. Das sind vielleicht nicht die großen Themen, die die ganze Bundesrepublik verändern, sehr wohl aber das Leben und die Lebensqualität vor Ort.  Bitte vergessen Sie nicht, dass diese Menschen mindestens genauso „die SPD“ sind, wenn Sie das nächste Mal von einem Meinungsforschungsinstitut angerufen werden.