Der Hessische Landtag hat heute über die Beantwortung einer Großen Anfrage der SPD zu den Belastungen und Befristungen in der Arbeitswelt Schule diskutiert. Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Christoph Degen kritisierte die schwarz-grünen Landesregierung für die immer weiter zunehmende Arbeitsbelastung der Lehrerinnen und Lehrer. Degen sagte am Freitag: Keine PR-Maßnahme und kein einziger inszenierter Schulbesuch kann darüber hinwegtäuschen, dass die Landesregierung jeden Bezug zur schulischen Realität verloren hat. Das ist das Fazit, das sich aus den Antworten der Großen Anfrage ziehen lässt. Wer die Mehrbelastungen von Lehrkräften als eine Begleiterscheinung der Postmoderne betrachtet und sämtliche Aufgabenzuwächse zu Regelaufgaben erklärt, disqualifiziere sich als Arbeitgeber.
Zusätzliche Aufgaben erforderten auch zusätzliche und tatsächlich vorhandene Ressourcen. Gute Bildung hänge nicht vom Glück, sondern von gut ausgebildetem Personal und einer auskömmlichen Personalausstattung ab. Ein Kultusminister, der sich für Lehrerstellen feiere, die er überhaupt nicht besetzen könne, der 6.000 Hilfskräfte unterrichten lasse, sogar mit Klassen- und Schulleitungsaufgaben betraue und damit den Lehrerberuf entwerte, der die Arbeits- und Aufgabenverdichtung herunterspiele und zudem die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften sträflich vernachlässige, sollte sich fragen, ob er als Arbeitgeber geeignet sei.
Die Antwort auf die Große Anfrage zeige, dass sowohl das Interesse als auch das Bewusstsein für die Problematik fehle. Schulleiter, Lehrkräfte, Ausbilder und Personalräte schlagen seit Monaten Alarm. Die Liste der Erklärungen und Überlastungsanzeigen reiche wahrscheinlich längst zum Mond und zurück. Doch so lieb und nett wie in Sam McBratneys Kinderbuch sei die schulische Realität nicht. Höhere und neue Anforderungen, wie Inklusion und individuelle Förderung, jahrgangsübergreifender Unterricht, ganztägiges Lernen oder auch die Flüchtlingsbeschulung einfach zu Regelaufgaben zu machen, helfe Schulen und Lehrkräften nicht einen Zentimeter weiter.
Die Arbeits- und Aufgabenverdichtung von Lehrkräften habe zu gesundheitsgefährdenden Zuständen geführt, klagen Lehrkräfte. Die Landesregierung hat jedoch keine Ahnung, wie viele Krankheitstage in den letzten Jahren an den Schulen angefallen sein könnten oder ob ihre Beschäftigten unter Erkrankungen und psychischen Belastungen leiden. Die Augen vor der Realität zu verschließen, ist eine Methode Probleme herunterzuspielen. Dabei nehmen CDU und Grüne jedoch billigend in Kauf, dass die Unterrichtsqualität leidet. Lehrkräfte sind keine Packesel, denen immer mehr aufgebürdet werden kann. Ein fürsorglicher Arbeitsgeber hört zu, interessiert sich und schafft Abhilfe. Die Landesregierung hingegen hält das für überflüssig. Sie bleibe Antworten und Zahlen schuldig. Wir können uns glücklich schätzen, dass die Landesregierung immerhin die Zahl der Lehrkräfte kennt, so der SPD-Bildungsexperte.