Schäfer-Gümbel, Degen und Raabe informieren sich bei Umicore über Elektromobilität

Bei Umicore der „Entcarbonisierung der Mobilität“ auf der Spur: Dr. Christian Hagelüken, Thorsten Schäfer-Gümbel, Dr. Sascha Raabe, Christoph Degen, Dr. Ralf Zuber und Dr. Paul Spurk (v.l.).

Die „Entcarbonisierung der Mobilität“ sei eine Transformation in einer historischen Größenordnung und zugleich eine entscheidende Zukunftsaufgabe für den Industriestandort Deutschland, bei der frühzeitig durch verstärkte Forschung und Ausbildung die Weichen gestellt werden müssen, damit Arbeitsplätze erhalten und nicht gefährdet werden. Darin sind sich Hessens SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel und Bundestagsabgeordneter Dr. Sascha Raabe einig. Gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Christoph Degen und Hessens SPD-Geschäftsführer Gert-Uwe Mende suchten die Politiker das Gespräch mit Experten von Umicore, um sich bei einem der globalen Marktführer für Materialtechnologie und Recycling aus erster Hand über Chancen und Probleme zu informieren.

Eines stellte Dr. Paul Spurk, Manager für Rechargeable Battery Materials, vorab klar: Die neuen sauberen Dieselfahrzeuge nehmen aufgrund der höheren Kraftstoffeffizienz gegenüber dem Benziner „eine Schlüsselrolle beim Erreichen der CO2-Ziele“ ein. Mit Blick auf die derzeitige Diskussion zu den hohen Schadstoffemissionen bei Dieselfahrzeugen arbeite der Katalysator-Spezialist Umicore deshalb intensiv an neuen Konzepten für Niedrigstemissionen bei Dieselfahrzeugen gerade im innerstädtischen Fahrbetrieb. Doch E-Mobilität sei massiv im Kommen. Umicore als Lieferant von Aktivmaterialien für Lithium-Ionen-Batterien rechnet bis 2025 mit einer Versechsfachung des Marktes. „Und obwohl wir unsere Produktionskapazitäten enorm ausweiten, reicht dies im Augenblick nicht aus, um 100% E-Mobilität zu ermöglichen“, erklärte Spurk.

10-30 Kilogramm Kobalt stecken in der Lithium-Ionen-Batterie eines vollelektrischen PKWs, dazu Nickel, Lithium und Mangan. Die Rohstoffe werden fast vollständig außerhalb Europas, bei Kobalt vor allem in der DR Kongo gefördert. Schon seit 2004 hat Umicore sich dem nachhaltigen Prozess zur Beschaffung des Rohstoffs nach dem Fünf-Stufen-Plan der OECD verpflichtet. „Es ist vorbildlich, dass Umicore als verantwortungsvolles Unternehmen schon heute das einhält, was zum Standard für die gesamte Industrie werden muss“, lobte Raabe. Die Crux: Diese Firmenphilosophie – nur Rohstoffe aus „verantwortungsvollen Bezugsquellen“, also ohne Ausbeutung und Kinderarbeit zu beziehen, kann Umicore Marktanteile kosten, wenn die nachfolgende Lieferkette diese Philosophie nicht mitträgt. „Bei sogenannten Konfliktmineralien haben wir auf europäischer Ebene verbindliche Regeln für verantwortungsvolle Bezugsquellen bereits erfolgreich durchgesetzt. Das müssen wir in künftigen Handelsabkommen auf alle Rohstoffe einschließlich Kobalt erweitern“, forderte Raabe als Entwicklungs- und Handelsexperte der SPD-Bundestagsfraktion.

Umicore ist zudem anerkannter Spezialist für das Recycling von komplexen werthaltigen Stoffströmen, wie Dr. Christian Hagelüken, Director EU Government Affairs, erläuterte. Recycling verbreitert die Rohstoffbasis und senkt den ökologischen Fußabdruck der Elektromobilität. 95 Prozent des Kobalts können mit dem Umicore-Verfahren aus Batterien von z.B. Mobiltelefonen oder auch Elektrofahrzeugen recycelt werden. 40.000 Tonnen Kobalt werden jährlich für Batterien verarbeitet, das meiste davon noch für portable Batterien in Elektrogeräten. 35.000 Tonnen verschwinden leider aus dem Wertstoffkreislauf, weil sie in Schubladen schlummern, in den Restmüll wandern oder mit den Elektroaltgeräten häufig illegal z.B. in Afrika landen, sagte Hagelüken. Eine mögliche Gegenmaßnahme könnte ein Pfand beim Handykauf sein, das bei Zurückgabe erstattet wird, noch besser wäre, Handys über Leasingsysteme zu vertreiben und darüber ein hochwertiges Recycling am Lebensende sicherzustellen. Bei Elektrofahrzeugen kommt deshalb Konzepten zur umfassenden Rückführung von Altbatterien eine große Bedeutung zu.
Dr. Ralf Zuber von der Entwicklungsabteilung stellte den Politikern das mit anderen Hanauer Unternehmen und Einrichtungen vorangetriebene Projekt „Kleinflotte von Elektrolieferfahrzeugen mit Brennstoffzellen“ vor. Bei der „kalten Verbrennung“ in der Brennstoffzelle entstehen Strom und Wärme sowie als einziges „Abfallprodukt“ Wasserdampf. „Die Technologie ist noch für viele fremd“, erklärte Zuber. Die Infrastruktur mit Wasserstoffzapfstellen befinde sich aktuell Aufbau. Einig sind sich die Experten von Umicore in einem: Es werde nicht den einen Sieger der Zukunftsmobilität geben. Elektromobilität bedeute Brennstoffzelle und Batterie, die auch gut kombinierbar sind sowie Benzin/Diesel- Hybrid-Fahrzeuge.