Christoph Degen: „Notfallpaket“ für Grundschulen kommt zu spät und ist unzureichend

Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Christoph Degen, hat die heutige Ankündigung von Kultusminister Lorz zum „Notfallpaket für Grundschulen“ als „zu spät und unzureichend“ kritisiert.

Degen sagte am Freitag in Wiesbaden: „Typisch Schwarz-Grün: Erst die Probleme aussitzen und noch verschärfen, dann mit Blick auf die bevorstehenden Wahlen eine Art Notfallpaket präsentieren, das längst umgesetzt sein müsste, aber erst im Wahljahr gestartet wird. Mit den kleinen Schönheitsreparaturen ist gute Bildung nicht zu erreichen.“ Degen wies darauf hin, dass CDU und Grüne erst vor zwei Jahren 140 Stellen an den Grundschulen, die speziell für die Differenzierung gedacht waren, gestrichen hätten.

Seit Jahren seien Überlastungsanzeigen vieler Schulkollegien aus ganz Hessen im Kultusministerium eingegangen, doch getan wurde nichts. Die Klagen der Schulen, von Schulleitern und Kollegien seien gnadenlos heruntergespielt worden. „Von einer „noch stärkeren Unterstützung“ kann überhaupt keine Rede sein. Schwarz-Grün hat die personelle und sachliche Ausstattung der Schulen, aber vor allem auch die Lehreraus- und Fortbildung sträflich vernachlässigt“, so der Bildungsexperte.
Die Grundschulen stünden nicht erst seit diesem Schuljahr vor großen Herausforderungen und Aufgaben. „Die Arbeitsbedingungen haben sich über Jahre massiv verschlechtert, weil die Landesregierung immer mehr verlangt habe, ohne eine angemessene Unterstützung und ohne eine entsprechende Entlastung zu bieten. Die Grundschullehrkräfte fordern seit langem eine mit allen anderen Lehrämtern vergleichbare Bezahlung für alle und notwendige Entlastungen. Zur gleichen Bezahlung aller Lehrkräfte nach A13 fehlt Schwarz-Grün jedoch die Kraft“, sagte Degen.

Es hätte nicht erst eines „Praxisbeirats“ bedurft, um die Probleme an den Grundschulen zu identifizieren und Lösungen zu suchen. „Dieses Gremien, das sich jetzt zunächst über die Verteilung der 700 neuen und lange überfälligen Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen auf die Schulen Gedanken machen soll, kann ich nur als Alibi für die langjährige Untätigkeit ansehen“, betonte Degen. „Es ist zynisch, die Schulen mit ein bisschen mehr Stellen und ein wenig Geld abzuspeisen. Schulqualität lässt sich nicht mit ein paar Wohltaten kurz vor Wahlen erkaufen“.

Degen forderte die Landesregierung auf, ein umfassendes Konzept für bessere Lern- und Arbeitsbedingungen an Hessens Schulen vorzulegen. „Wir Sozialdemokraten fordern eine zeitgemäße Aus- und Fortbildung, die gleiche Einstiegsbezahlung aller Lehrkräfte nach A13, den Ausbau echter Schulsozialarbeit in Kooperation mit den Kommunen, mehr Ganztagsschulen und vor allem eine Bekämpfung des Lehrermangels. Solange Studenten und Personen ohne jegliche pädagogische Qualifikation ganze Klassen leiten, steht es alles andere als gut um unsere Grundschulen. Daran werden die heute vorgestellten Schönheitskorrekturen nichts ändern“, sagte Degen.