
Die schulische Inklusion in Deutschland schreitet laut einer Recherche der Rheinischen Post voran. Das sei eine positive Entwicklung, findet der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Christoph Degen. Nur das Land Hessen hechle der bundesweiten Entwicklung erneut hinterher und bleibe deutschlandweit das Schlusslicht. Kein Bundesland ist derartig erfolglos dabei, Schülerinnen und Schüler mit und ohne Behinderung gemeinsam zu unterrichten. Kein Bundesland tut so wenig, um die UN-Behindertenrechtskonvention von 2009 umzusetzen, kritisiert der SPD-Bildungsexperte.
Besonders schwierig gestalte sich der Übergang von der inklusiven Beschulung der Grundschule auf die inklusive Beschulung in der weiterführenden Schule, so Degen. Er stellte fest: Überall fehlen Förderstunden, Eltern fühlen sich als Bittsteller und werden unzumutbar lange im Unklaren darüber gelassen, wie es für ihr Kind weitergeht. Unter solch mangelhaften Rahmenbedingungen sei es kein Wunder, wenn die Inklusion an Rückhalt in der Gesellschaft verliere und die Eltern von Kindern mit Behinderung doch wieder der Förderschule den Vorrang gäben, sagte Christoph Degen.
Der SPD-Fachsprecher übte auch scharfe Kritik an der Situation der Lehreraus- und Fortbildung: Die neue Stellen für inklusive Schulen können überhaupt nicht besetzt werden, weil die Landesregierung es versäumt hat, entsprechend auszubilden. Schon heute sind mehr als zehn Prozent der Lehrkräfte an Förderschulen und in der inklusiven Beschulung ohne entsprechende Fachausbildung. Gerade einmal 26,8 Prozent aller Schüler mit Förderbedarf besuchen in Hessen eine Regelschule, während der Bundesdurchschnitt bei 41,1 Prozent liegt. Das zeigt eines: Hessen tut im Vergleich zu anderen Bundesländern einfach zu wenig.
Inklusive Schulbündnisse ins Schulgesetz zu schreiben, bringe wenig, so Degen, wenn die entsprechende personelle Ausstattung fehle. Inklusion stand und steht in Hessen weiter unter einem Ressourcenvorbehalt. Damit die Inklusion voranschreiten kann, müssen mehr Lehrkräfte für differenzierten Unterricht fortgebildet, muss Barrierefreiheit an allen Schulen hergestellt und müssen die Schulen konsequent unterstützt werden. Inklusion weiter zu verschleppen und sich darauf zu verlassen, dass die Lehrkräfte die Herausforderungen schon irgendwie schultern, ist keine Lösung, sondern eine Bankrotterklärung, erklärte Christoph Degen.