Auf Antrag der SPD hat der Hessische Landtag in einer Aktuellen Stunde die angespannte Situation an hessischen Grundschulen thematisiert. Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Christoph Degen, hat die schwarz-grüne Landesregierung in der Debatte aufgefordert, die hessischen Grundschullehrkräfte angesichts stetig wachsender Aufgaben und Belastungen bei gleichzeitigem Personalmangel nicht länger im Regen stehen zu lassen.
Degen sagte dazu: Wenn die Grundschulen verantwortlich mit der großen Bandbreite unterschiedlicher religiöser, ethnischer und kultureller Hintergründe sowie mit zum Teil sehr unterschiedlichen sprachlichen und sozialen Grundkompetenzen umgehen sollen, dann brauchen sie mehr als warme Worte und den Hinweis auf statistische Mittelwerte der Lehrerversorgung. Die Kürzung von 140 Stellen an Grundschulen im vergangenen Jahr war kontraproduktiv, um die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler bewältigen zu können. An den Arbeits- und Ressourcenbedingungen in den Grundschulen muss sich grundlegend etwas ändern, bevor das System kollabiert. Das betrifft die Kollegien ebenso wie die Schulleitungen. Die inklusive Beschulung ist zwar ebenso richtig und wichtig wie die Entwicklung zur Ganztagsschule, beides ist aber nicht zum Nulltarif zu haben.
Viele Lehrerinnen und Lehrer seien mit ihren Kräften am Ende und sähen sich zunehmend überfordert mit den stetig steigenden Anforderungen, wie zahlreiche Briefe aus Kollegien, Schulleitungen und Elternvertretungen in den letzten Monaten darlegten. Nicht nur der Mangel an Lehrkräften und Schulleitungen, sondern auch fehlende Schulsozialarbeiter, Sozialpädagogen, Psychologen und Förderlehrkräfte ließen die Belastung steigen.
Hinzu kämen die geringere Bezahlung von Grundschullehrkräften bei höherer Unterrichtsverpflichtung und eine enorm hohen Differenzierung des Unterrichts im Vergleich zu anderen Schulformen. Die Beschwerden von Lehrkräften und Schulleitungen aus ganz Hessen müssen zu Konsequenzen führen. Diese müssen ernst genommen werden anstatt Beschwerden immer wieder wegzulächeln. Durch die gleiche Bezahlung aller Lehrkräfte muss das Land mehr Wertschätzung für die verantwortungsvolle Arbeit der Grundschullehrkräfte zeigen. So kann die Attraktivität des Berufs, insbesondere auch für männliche Lehrkräfte, erhöht werden. Für die neuen Aufgaben braucht es zudem mehr Aus- und Fortbildung. Die Vertretungsreserve gehört aufgestockt und die Zuweisung von Lehrkräften nach dem Sozialindex muss viel stärker auf die einzelne Schule als auf das Wohngebiet abgestimmt sein. Die Grundschulen machen eine verdammt gute und wichtige Arbeit, die mehr Ressourcen und Unterstützung erfordert, sagte der Bildungsexperte.