Bertelsmann-Studie

Die aktuellste Studie der Bertelsmann-Stiftung zur Chancengerechtigkeit im deutschen Bildungssystem attestiere der hessischen Landesregierung nach den Worten des bildungspolitischen Sprechers der SPD-Landtagsfraktion, Christoph Degen, dringenden Handlungsbedarf in verschiedenen Bereichen.

Degen sagte dazu: „Hessen schneidet auch in der aktuellen Bildungsstudie ‚Chancenspiegel‘ wieder schlecht ab. Die Studie belegt erneut, dass die schwarz-grüne Landesregierung bei Integration, Inklusion und Ganztagsschulausbau viel zu wenig unternimmt oder die falschen Weichen gestellt wurden, um sich im Ländervergleich zu verbessern. Es gibt beispielsweise dringenden Handlungsbedarf bei der gemeinsamen Beschulung von behinderten und nicht-behinderten Kindern, massive Defizite bei der Lese- und Rechenkompetenz von Grundschülern und auch nur geringe Fortschritte im Bereich der Ganztagsschulentwicklung. Hier liegt Hessen weiter unter dem Mittelwert aller Bundesländer.“

„In Hessen steigt die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die eine Förderschule besuchen, kontinuierlich an, während sie in anderen Bundesländern sinkt und die inklusive, gemeinsame Beschulung zunimmt. Eine extrem niedrige Inklusionsquote von 1,3 Prozent sollte genug Anlass sein, schulische Inklusion zu forcieren“, forderte der SPD-Bildungsexperte.

Die Ergebnisse der Studie hingegen von Seiten des hessischen Kultusministeriums mit dem Argument zu entkräften, dass die hessischen Zahlen nicht mit denen anderer Bundesländer vergleichbar seien und die Studie daher zu falschen Ergebnissen führe, entbehre jeder Logik und sei fadenscheinig.

„Herausreden statt Herausforderungen kraftvoll anzugehen, bleibt die konsequente Strategie der Koalition, die nicht im Geringsten daran interessiert zu sein scheint, Chancengleichheit herzustellen. Die Probleme bei der Integration von Kindern mit Migrationshintergrund mit unterschiedlichen Ausgangsvoraussetzungen und einem im Vergleich zu anderen Flächenländern hohen Anteil zu erklären, ist eine plumpe Ausrede für bildungspolitische Untätigkeit. Wie die Landesregierung gerade erst in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der SPD (Drucksache 19/4371) bestätigt, ist der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund in den verschiedenen Schulformen weiterhin höchst unterschiedlich. An Hauptschulen liegt dieser mit 46 Prozent am höchsten, während er an Gymnasien mit 24 Prozent am niedrigsten ist“, sagte Degen.

Wenn es laut Kultusministerium seit mehr als 15 Jahren Vorlaufkurse als Instrument der besseren Integration von Schülern mit Migrationshintergrund gebe, aber kaum Fortschritte bezogen auf die schulischen Leistungen sowie den Bildungserfolg erzielt werden konnten, dann müsse dieses Instrument überdacht werden. „Die soziale Herkunft spielt in Hessen der Studie zufolge nach wie vor eine zentrale Rolle für den Bildungserfolg. Damit kann sich keine Landesregierung abfinden. Hessen mag einen hohen Anteil junger Migranten haben, dies als Dauerausrede anzuführen, zeugt von Ideenlosigkeit und Resignation“, kritisierte Degen die schwarz-grüne Landesregierung.