Christoph Degen: Landesregierung rennt mit dem neuen „schulischen Integrationsplan“ der Entwicklung weiter hinterher

Heute wurde von Seiten der Landesregierung ein neuer „schulischer Integrationsplan“ zur Beschulung von geflüchteten und zugewanderten Kindern und Jugendlichen, die aus Intensivklassen in den Regelunterricht wechseln, vorgestellt.

Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Christoph Degen, sagte dazu: „Der Plan ist ein notwendiger, aber überfälliger Schritt. Die Landesregierung rennt mit diesem Plan der Entwicklung an den Schulen hinterher, reagiert viel zu spät und unzureichend auf die Anforderungen. Die Integration von Kindern und Jugendlichen ins Bildungssystem ist seit Jahren und nicht erst seit 15 Monaten ein wichtiges Thema, das in Hessen total vernachlässigt wurde. Mit einem Plan aus selbstverständlichen Notwendigkeiten versucht sich die Landesregierung jetzt offenbar über die Legislaturperiode zu retten. Ein Plan ist schön und gut, er muss aber auch aufgehen können. Es darf bezweifelt werden, dass das Land genügend qualifizierte Lehrkräfte findet, um die rund 1.000 zusätzlichen Stellen überhaupt zu besetzen. Hessen kann weder in anderen Bundesländern nach Lehrkräften wildern, noch sich passende Lehrkräfte backen. Auch für die Lehrkräfteaus- und Fortbildung wurde zu wenig getan, von der sonstige Ressourcenausstattung ganz zu schweigen.“

Der Plan habe weitere Schwachstellen. „Dass der Wechsel in den Regelunterricht für immer mehr Schülerinnen und Schüler erfolgen würde, war absehbar. Die Landesregierung hätte daher schon für das Schuljahr 2016/17 vorausschauender planen und wegen der zu erwartenden Zuweisung aus den Intensivklasen kleinere Klassen bilden können. Jetzt Klassen bis zur Höchstgrenze vollzustopfen und die Ressourcen nur dann ein klein wenig zu erhöhen, wenn die Klassen aus den Nähten platzen, ist ein Fehler, der sich auch auf die Qualität des Unterrichts auswirken wird. Mit mehr Lehrkräften allein, ist die Herausforderung nicht zu bewältigen. Eine möglichst gute und schnelle Integration ins Regelschulsystem erfordert vor allem sozialpädagogische und psycho-soziale Unterstützung an den Schulen. Die SPD-Fraktion fordert in diesem Jahr endlich ein Programm aufzulegen, um 800 bis 900 Sozialpädagogen an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen einzustellen. Gerade einmal 11 Schulpsychologen einzustellen, nach dem in der Vergangenheit hier Stellen kräftig eingedampft wurden, ist lächerlich.“

Die Integrationsfähigkeit des hessischen Schulsystems werde sich auch daran zeigen, ob sich die Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger in allen Schulformen gleichermaßen wiederfinden. „Integration muss eine Gemeinschaftsleistung aller Schulen und Schulformen sein und nicht nur der Klassen- und Schulgemeinschaft einzelner Schulen oder Schulformen. Integration könnte auch besser gelingen, wenn es mehr ganztätige Angebote gäbe. Hier tut die Landesregierung zu wenig und versäumt es, die Grundlagen des Bildungssystem zu verändern.“