Die Große Anfrage der SPD-Landtagsfraktion zur Stärkung der Berufsorientierung und Arbeitslehre in Schule und Unterricht kommentierte der bildungspolitische Sprecher Christoph Degen im Hessischen Landtag wie folgt: Die Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage der SPD zur Stärkung der Berufsorientierung und Arbeitslehre zeigt, dass sich die Landesregierung immer weiter von der Unterrichtswirklichkeit entfernt und auf dem besten Wege ist, den Arbeitslehreunterricht zu Grabe zu tragen. Den vielen Problemen bei der Berufsvorbereitung will oder kann Schwarz-Grün sich nicht stellen. Alle richtigen Bekundungen, dass Berufsorientierung Aufgabe alle Schulformen sein muss, entpuppen sich als heiße Luft, wenn Schulen und Lehrkräfte hier per Erlass neue Aufgaben aufgebürdet werden, ohne diese entsprechend zu qualifizieren und bei der Umsetzung zu unterstützen.
Schule kommt bei der Berufs- und Studienorientierung eine enorme Bedeutung zu. Dies muss sich im Unterricht und in den Stundentafeln niederschlagen. Die Landesregierung scheut sich aber, das Fach Arbeitslehre als Ankerfach der Berufsorientierung auch im gymnasialen Bildungsgang zu verankern und lässt es in anderen Bildungsgängen überwiegend fachfremd erteilen. Zum Stichtag 1. November 2014 wurden 11.772 Stunden der insgesamt 16.503 Stunden im Arbeitslehreunterricht nicht von Fachlehrern unterrichtet. Diese Entprofessionalisierung der Arbeitslehre durch Delegation der Aufgabe an alle Lehrkräfte, ohne sie dafür zu qualifizieren, ist eine Bankrotterklärung für die Berufsorientierung.
Wohlwissend, dass Schülerinnen und Schülern verschiedene Wege in den Beruf offenstehen, muss Schule in allen Bildungsgängen, das heißt sowohl in Haupt- und Realschulen wie Gymnasien, auf Studium oder Ausbildung vorbereiten. Sieben Stunden Politik und Wirtschaft (PoWi) von Klasse 5 bis 10 an Gymnasien reichen nicht und sind allein schon für die politische Bildung sehr mager. Wer die Berufsorientierung und vorbereitung stärken will, muss entweder das Fach Arbeitslehre wieder in allen Schulformen anbieten oder das Fach PoWi mit mehr Stunden ausstatten. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, ein neuer Erlass führt noch nicht automatisch zu einer stärkeren Berufsorientierung in Schule und Unterricht.