Antwort auf den Leserbrief von Heinz Hunn im Hanauer Anzeiger am 27.2.2016

Lieber Heinz Hunn,

zunächst wundere ich mich, dass Sie einen Brief an mich offenbar nur dem Hanauer Anzeiger zur Veröffentlichung übersenden, aber gar nicht persönlich an mich oder mein Büro schicken.
Zur Sache: Vieles von dem was sie zur schwierigen Situation von Eltern von Grundschulkindern schreiben, ist richtig. Wir brauchen dringend mehr schulische Angebote am Nachmittag. Nur ich komme zu einem anderen Schluss als Sie. Schule ist Landesaufgabe und muss kostenfrei sein, ohne wenn und aber! Dass sich das Land aus der Verantwortung des Konnexitätsprinzips („Wer bestellt, bezahlt“) und der Hessischen Verfassung stehlen will, indem es die Kommunen in den sogenannten „Pakt für den Nachmittag“ drängt, halte ich für falsch. Wenn Eltern für den Besuch der Schule zahlen sollen, kann ich das nicht gut heißen.

Dass Sie den Pakt für den Nachmittag ausgerechnet als förderlich für Kinder mit Lerndefiziten loben, spricht nicht für Ihre Sachkenntnis. Für jede(n) Schüler(in), die/der am Pakt-Angebot teilnimmt, bekommt eine Schule ganze 0,0094 Lehrerstellen, unabhängig davon ob sie oder er einen besonderen Förderbedarf hat oder nicht. Wie bitte soll hier eine angemessene Förderung, insbesondere für Kinder in der inklusiven Beschulung, möglich sein?

Ich bleibe dabei. Das Land sollte, anstatt solche Mogelpackungen aufzulegen, seine Ressourcen in echte Ganztagsschulen investieren, die mehr Zeit zum Lernen schaffen. Ganztagsschulen bieten zudem mehr Chancengleichheit, weil der Lernerfolg nicht davon abhängt, ob sich die Eltern die nötige Nachhilfe einkaufen können oder nicht, Hausaufgaben gibt es dort nicht mehr. Deshalb braucht es mehr Anstrengungen Schulen, die das wollen, zu echten Ganztagsschulen auszubauen. Dafür setze ich mich ein, in Hessen und im Main-Kinzig-Kreis.

Christoph Degen
Neuberg