Abgeordnete beeindruckt von Professionalität und guter Atmosphäre in Sportfield Housing

Rundgang durch Sportfield Housing

Im kleinen, improvisierten Friseurladen herrscht auch abends noch Hochbetrieb. Flüchtlinge schneiden Flüchtlingen die Haare – kostenlos. Wenn aufgeräumt und hergerichtet wird, muss Einrichtungsleiter Sven Holzschuh zusehen, dass er genügend Besen parat hat. Die Deutschkurse sind überfüllt. Einen Einblick in das alltägliche Leben in der Erstaufnahme-einrichtung Sportfield Housing in Hanau-Wolfgang erhielten der Bundestagsabgeordnete Dr. Sascha Raabe und der Land-tagsabgeordnete Christoph Degen, die gemeinsam mit Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky, Erster Kreisbeigeordneter Susanne Simmler, Klaus Schejna, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion, und der Vorsitzenden des DGB, Ulrike Eifler, an einem Rundgang teilnahmen.
„Es war beeindruckend zu sehen, wie kompetent, menschlich und engagiert die haupt- und ehrenamtlichen Kräfte unter Leitung der Johanniter-Unfall-Hilfe sich um die Menschen kümmern“, bilanzierte Raabe, der sich wie die gesamte Gruppe von der Atmosphäre der Dankbarkeit und Herzlichkeit sehr angetan zeigte. „Wir gehen hier mit einem sehr guten Gefühl heraus und danken allen, die den Flüchtlingen bei ihren ersten Schritten in Deutschland so viel Unterstützung geben.“

Café, Bücherei und andere Projekte

Wegen der großzügigen Sozialräume sei Sportfield Housing gut für die Unterbringung von Flüchtlingen geeignet, erklärte Christian Dornblüth, Leiter der Abteilung Gesundheit, Integration und Ausländerwesen des Regierungspräsidiums Darmstadt. „Wir wollen so schnell wie möglich alle Räume der ehemaligen Schule in Betrieb nehmen“, berichtete Leiter Holzschuh, weil „die Deutschkurse geradezu gierig aufgenommen“ werden. Aufgrund von Brandschutzauflagen können aktuell nur drei der zwölf Klassenräume dafür genutzt werden.
Und noch viel mehr ist in Planung: Spätestens im Frühjahr soll im ersten Stock eine Café mit Terrasse eröffnet werden. Die Flüchtlinge säubern, helfen, packen mit an. Das Inventar stellen Sponsoren. Ebenso verhält es sich bei der Bücherei der Grundschule, in deren endlosen Regalen noch kein Buch steht. „Ein Aufruf im Hanauer Anzeiger und hier ist wieder alles voll“, sagte Holzschuh. Der ehemalige Kindergarten der US-Armee soll zum Sozialzentrum werden – mit Kinderbetreuung, Spiel- und Sportangeboten für Jugendliche. „Mehr Angebote tragen zum sozialen Frieden bei“, so Holzschuh, der sich oft ärgert, wenn er in manchen Medien Schauergeschichten über Gewalt in Flüchtlingsheimen hört oder über angebliche hohe Analphabetenquoten liest. „Die Flüchtlinge bei uns können fast alle lesen und schreiben und sind meist sogar sehr gut gebildet. Sie brennen darauf sich fortzubilden und zu arbeiten. Zwischenmenschlich gibt es auch kaum Probleme."

Kapazität steigt auf 1700 Flüchtlinge

Ein Problem ist vor allem die Langeweile. Die Menschen wollen etwa tun, wollen etwas arbeiten, wollen lernen. Die Verbindung in die alte Heimat ist reduziert, weil es noch kein W-LAN gibt. Und es gibt rechtliche Fallstricke. Holzschuh nennt Beispiele: Der große Spielplatz ist von den Flüchtlingen in Schuss gebracht worden. Auflagen des TÜV verhindern noch eine Nutzung durch die rund 250 Kinder und Jugendlichen. Und der Medizin-Professor aus Syrien darf bei der medizinischen Versorgung seiner Landsleute in der Krankenstation nicht mithelfen. „Hier wäre etwas weniger Bürokratie oft hilfreich“, so Holzschuh, der die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Hanau ausdrücklich lobte.

Rund 50 Mitarbeiter der Johanniter, dazu der Wachdienst und mindestens noch einmal so viele ehrenamtliche Helfer sorgen dafür, dass aktuell 900 Flüchtlinge in Sportfield Housing zurück zum Alltag finden. Dazu muss die Infrastruktur der kleinen Stadt auf Zeit schnellstmöglich wachsen. Vier weitere Wohnblocks sind in der Endphase der Sanierung. Ab dem 10. Dezember steigt die Kapazität der Erstaufnahmeeinrichtung auf 1700 Menschen.