Christoph Degen: Hessen braucht echte Ganztagsschulen – Ausbau von 3 auf 30 Prozent

Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Christoph Degen hat in der Plenardebatte im Hessischen Landtag den Ausbau von Ganztagsschulen gefordert. „Echte Ganztagsschulen sind in Hessen seit Jahren Mangelware. Das derzeitige Angebot deckt nicht annähernd die Nachfrage. Im Grundschulbereich ist die Nachfrage besonders hoch. Um die Riesenlücke zwischen Elternwunsch und Wirklichkeit endlich zu verringern, fordert die SPD-Fraktion den bedarfsgerechten und flächendeckenden Ausbau von Ganztagsschulen im Profil 3, vor allem, aber nicht nur im Grundschulbereich und auf freiwilliger Basis. Allen Schulen, die dies wollen, müsse es ermöglicht werden, sich zu rhythmisierten Ganztagsschulen weiterzuentwickeln. Aus den 3 Prozent der Schulen mit verbindlichem Ganztagsbetrieb können dann stufenweise 30 Prozent werden“, sagte Degen.

Die Landesregierung habe bisher außer Sonntagsreden und Montagspressekonferenzen an Schulen wenig zu bieten. Wer mehr echte, rhythmisierte Ganztagsschulen in Hessen wolle, müsse die Ressourcenfrage klären und den notwendigen Ausbau ernsthaft angehen. Schöne Worte und symbolische Schulbesuche nach dem Motto „doppelt gemoppelt, hält besser“ reichten nicht aus.

„Hessen braucht einen konkreten Ausbauplan und nicht nur einige neue Ganztagsschulklassen und ein wenig mehr Hortbetreuung an Schulen“, forderte Degen. „Die Vorteile von gebunden und teilgebunden arbeitenden Schulen liegen auf der Hand: Mehr Zeit und klare Orientierung für individuelle Förderung von Kindern, Lernzeiten statt Hausaufgaben, multiprofessionelle Teams, Öffnung der Schulen zum Umfeld und pädagogische Konzepte, die den gesamten Schulalltag umfassen.“ Studien belegten, dass der Besuch von echten Ganztagsschulen das Risiko von Klassenwiederholungen und problematisches Sozialverhalten verringere und das Familienleben entspanne. „Investitionen in Ganztagsschulen lohnen sich, denn ganztags ist pädagogisch, sozialpolitisch und wirtschaftlich sinnvoll“, so der SPD-Politiker.

Statt ständig von der Wahlfreiheit von Eltern zu sprechen, müssten erst einmal Wahlmöglichkeiten für Eltern geschaffen werden. „Die hessische Ganztagsschulsituation ist unterirdisch. Seit Jahren werden Schulen mit Nachmittagsangebot als Ganztagsschulen verkauft – wohlwissend, dass hier Äpfel mit Birnen verglichen werden – und die Schulen zudem bei der Umsetzung sehr guter Konzepte mit Almosen abgespeist.“ Für den Ganztagsschulausbau müssten die personellen Ressourcen bedarfsgemäß verteilt werden und eine verlässliche Lehrerversorgung an allen ganztätig arbeitenden Schulen auf der Grundlage eines Konzeptes gewährleistet werden. Jetzt zusätzliche Stellen zu versprechen, die jedoch nicht neu ins System einfließen, sondern nur umgeschichtet werden, sei außerdem fadenscheinig. Degen warnte angesichts der geplanten Kürzungen bei der Lehrerzuweisung davor, Schulen gegeneinander auszuspielen. Taschenspielertricks seien nicht förderlich für die Akzeptanz von Ganztagsschulausbau und Inklusion.

Die SPD erwarte, dass die Landesregierung den Ganztagsschulausbau nicht nur wegen des Bildungsgipfels und verbal forciere, sondern auch die SPD-Initiative für mehr Bildungschancen, Bildungsgerechtigkeit und individueller Förderung unterstütze. Statt für 50 Pakt-Schulen ein neues Programm aus dem Boden zu stampfen, hätte auch eine Aufstockung des bestehenden Ganztagsschulprogramms gereicht. Wahlfreiheit dürfe man nicht nur wollen, sondern müsse sie auch können, so Degen.