Christoph Degen: Neues Türschild für Haupt- und Realschule ist noch keine Lösung – Vorschlag von CDU und Grünen noch unzureichend

Als „unzureichenden Kompromissvorschlag“ hat der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Christoph Degen den heute von der Landesregierung und den Koalitionsfraktionen präsentierten Vorschlag zur künftigen Schulstruktur in Hessen, basierend auf einem Vorschlag der Landesschülervertretung. Diese hatte beim Bildungsgipfel vorgeschlagen die wenigen Hauptschulen, Realschulen sowie gebundenen Haupt- und Realschulen zu einer neuen Schulform mit dem Namen „Sekundarschulen“ zusammenzuführen. „Das ist ein netter Vorschlag, aber keine wegweisende Lösung für das extrem zersplitterte hessische Schulsystem“, sagte Degen am Montag in Wiesbaden.

Die SPD könne, so Degen, in dem Vorschlag keinen großen Wurf erkennen. Außer einer Zusammenführung von zwei bestehenden Schulformen in einem Gebäude, verbunden mit einer Prise Binnendifferenzierung in zwei Jahrgängen, sei keine Bewegung erkennbar. Dieses Modell sei kaum etwas anderes als die bisherigen verbundenen Haupt- und Realschulen, die schon heute zum Teil über eine Förderstufe verfügen. Degen betonte, dass das Modell gerade einmal zwei Prozent der Schülerinnen und Schüler betreffe. Hier von deutlicher Beweglichkeit der Regierungskoalition im Hinblick auf Schulstrukturen zu sprechen, sei dreist.

Von einer Zweigliedrigkeit könne auch nicht die Rede sein, da sich das dreigliedrige Schulsystem nach wie vor in den zahlreichen kooperativen Gesamtschulen abbilde. Hinzu kämen in der Sekundarstufe I neben den Sekundarschulen noch die G8-Gymnasien, die G9-Gymnasien, die integrierten Gesamtschulen, sowie die verschiedenen Förderschulformen. „Die Hauptschule wird keineswegs abgeschafft, sie wird künftig lediglich nicht mehr eigenständig geführt“. Damit werde vielleicht das Akzeptanzproblem der Hauptschulen gelöst, eine Antwort auf den demografischen Wandel und wie das Schulsystem darauf reagieren muss, werde nicht gegeben.

Degen kritisierte, dass um den Bildungsgipfel zu einem Erfolg zu führen, ein neues Modell aus einer Arbeitsgruppe des Gipfels ohne die Verfasser präsentiert werde, dafür aber andere Modelle ohne Kommentar in der Versenkung verschwinden. Es fehle nach wie vor an einem Gesamtkonzept zur künftigen Schulstruktur, das sicherstellt, dass künftig in allen Landesteilen alle Bildungsgänge erreichbar seien. Teillösungen in Teilbereichen des Bildungssystems anzubieten, das weiterhin ausdifferenziert wie kein anderes in Deutschland sei, reiche nicht. Die Sekundarstufe laufe Gefahr neben den Förderschulen zum Auffangbecken der Bildungsverlierer zu werden.

Die SPD könne nicht erkennen, wie in einem System, in dem alles bleibt wie es ist, Benachteiligungen abgebaut werden können. Es gehe beim Bildungsgipfel nicht um neue Hochglanzbroschüren oder neue Türschilder, sondern um wirkliche Veränderungen für mehr Chancengleichheit. Der Beitrag der neuen Sekundarschule hierfür sei für die SPD nicht erkennbar. „Für uns muss sich mehr in den Schulen ändern, beispielsweise durch die inklusive Beschulung an allen Schulen. Unser Vorschlag, dass alle Schulen das Angebot erhalten, sich zur Schulen des längeren gemeinsamen Lernens weiterzuentwickeln – freiwillig und durch Beschlüsse der Schule und des Schulträgers, kann dafür eine gute Grundlage sein. Schließlich kommt es nicht auf Türschilder an, sondern darauf, was hinter der Tür passiert“, so Degen abschließend.