Christoph Degen: Inklusion in der Lehrerausbildung in Hessen endlich verpflichtend machen

Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Christoph Degen hat angesichts des gestrigen Bekanntwerdens des neuesten „Monitors-Lehrerbildung“ den Stillstand in Hessen beim Thema Inklusion im Lehramtsstudium kritisiert. „Auch sechs Jahre nachdem Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention unterzeichnet und sich darin verpflichtet hat, mehr Kinder inklusiv zu beschulen und Lehrkräfte besser für diese Aufgabe auszubilden, herrscht in Hessen Stillstand bei der entsprechenden Ausbildung der künftigen Lehrerinnen und Lehrer“, sagte Degen am Mittwoch in Wiesbaden.

Wie der „Monitor Lehrerbildung“ zeige, sei Hessen das einzige Bundesland, das keine Pflichtveranstaltungen im Lehramtsstudium für Inklusion vorsehe. Deutschland habe sich bereits 2009 zur Umsetzung von Inklusion an Schulen verpflichtet, eine Verpflichtung darauf im Lehramtsstudium vorbereitet zu werden, fehle in Hessen aber immer noch. Es sei absurd von angehenden Lehrkräften zu erwarten, dass sie inklusiv unterrichten, wenn sie an den Hochschulen darauf nicht entsprechend vorbereitet würden, so Degen.

In der Antwort auf die Kleine Anfrage der SPD-Fraktion (Drucksache 19/787) habe die Landesregierung erst Ende letzten Jahres zugeben müssen, warum Inklusion in Hessen so schleppend vorankomme. Änderungen hinsichtlich der Studiengänge gebe es seit Jahren nicht und im Übrigen benötige der Gesamtprozess noch Zeit. „Mit solchen fadenscheinigen Argumenten werde die Vorbereitung von angehenden Lehrerinnen und Lehrern auf Inklusion an Schulen verschlafen“, so der SPD-Politiker.

Während es im Nachbarland Rheinland-Pfalz sowohl verpflichtende Lehrveranstaltungen für alle Lehramtstypen sowie Inklusion als Querschnittsaufgabe in allen Bereichen der Lehrerbildung gebe, sei Hessen mit seinen Vorgaben zurückhaltend. Schwerpunkte, wie „Grundlagen der Förderdiagnostik“ oder „Umgang mit Heterogenität und Inklusion“ seien in Hessen lediglich Bestandteile der Lehrerbildung, das heißt curricular verankert. Spezifisch inklusionspädagogisches Wissen werde dabei aber nur punktuell vermittelt. Es müsse endlich gesichert werden, dass in allen Lehrämtern inklusionspädagogische Kompetenzen vermittelt werden können. Dafür seien eindeutige politische Signale an die Hochschulen und eine bessere kapazitäre Ausstattung notwendig.

Wenn Hessen nicht bald nachziehe und auf den Inklusionszug aufspringe, werde Inklusion in Hessen verbummelt. „Inklusion kann nur gelingen, wenn Lehrkräfte diese mittragen. Die Verankerung und Ausweitung inklusionspädagogischer Kompetenzen in der Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte ist einfach unerlässlich“, so der ehemalige Förderschullehrer Degen. Die Landesregierung solle endlich handeln, statt nur zu reden.