Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Christoph Degen hat eine Antwort des Kultusministers auf eine mündliche Frage in der Fragestunde des Hessischen Landtags zu den Rückkehrzahlen zu G9 als entlarvend bezeichnet. Das großspurige Versprechen von Wahlfreiheit an den Gymnasien und Kooperativen Gesamtschulen hat sich als Mega-Flop für die Eltern und Schülerinnen und Schüler entpuppt. Wie die Abstimmungsergebnisse der anonymen Elternbefragung zur Rückkehr zu G9 zeigen, hat die schwarz-grüne Landesregierung mit ihrer Wahlfreiheitsillusion zum Unfrieden an Schulen und zur bitteren Enttäuschung der Eltern und Schülerinnen und Schüler vor den Sommerferien beigetragen, sagte Degen am Dienstag in Wiesbaden.
Wie Kultusminister Lorz in der heutigen Fragestunde des Landtags bekannt gab, müssen 38 von 72 Jahrgängen, die sich eine Rückkehr zu G 9 erhofft hatten, bei G8 bleiben, weil die geforderte Einstimmigkeit nicht zustande kam. Gerade einmal zehn Jahrgänge konnten die 100-Prozent-Hürde überwinden, darunter lediglich ein einziger Jahrgang an einem reinen Gymnasium.
Die Ergebnisse an vielen Schulen sind frustrierend für alle Betroffenen. An drei Schulen in Viernheim, Wald-Michelbach und Hünfeld verhindert lediglich je eine Gegenstimme die G9-Rückkehr. In Kriftel und Bad Wildungen konnten an zwei Schulen die Jahrgänge sechs beziehungsweise 7 aufgrund von zwei Gegenstimmen nicht zu G9 wechseln, während in Marburg und Herborn drei Gegenstimmen ausschlaggebend waren. In Groß-Gerau entschieden bei einer Jahrgangsbreite von 151 Schülerinnen und Schülern sechs Gegenstimmen über den Verbleib bei G8, so der SPD-Bildungsexperte.
Die SPD-Fraktion im Hessischen Landtag werde sich weiter für eine flächendeckende Rückkehr zu G9 einsetzen und fordere individuelle Lösungen für die Schülerinnen und Schüler, die unbedingt ihre Schulzeit verkürzen möchten und können. Nur durch Binnendifferenzierung und eine modularisierte Oberstufe, wie sie von der Landeschülervertretung und der Vereinigung der Hessischen Unternehmerverbände (VhU) als Modellversuch gefordert werde, sei eine echte Wahlfreiheit realisierbar.
Jetzt erwarte die SPD, dass die schwarz-grüne Landesregierung die Verantwortung für diese unbefriedigende Situation an Hessens Schulen noch vor den Sommerferien übernimmt. Für mich ist es unerträglich, wie die Landesregierung die Verantwortung für ihre eigene Handlungsunfähigkeit in den letzten Wochen an die Schulen abgeschoben hat. Nicht die Schulen, auch nicht die Eltern, die von ihrem Wahlrecht zum Verbleib ihrer Kinder in G8 Gebrauch gemacht haben, tragen Schuld an diesem Scherbenhaufen. Einzig und allein die Landesregierung hat zu große Versprechungen gemacht und durch ihren halbherzigen Rückkehrwillen zu G9 die aktuelle Störung des Schulfriedens verursacht, sagte Degen.